„Bei uns kommt man unangemeldet“
- Stiftung Familienwerte
- 1. Mai
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Der zehnfache Familienvater Hartmut Steeb berichtet, wie es im Inneren seines Haushalts aussieht und wo die Stärken kinderreicher Familien liegen.

Ein Artikel aus der Tagespost vom 06.03.2025 Autorin : Susanne Hartfiel
Wir wurden gefragt, ob wir kein Hobby hätten oder nicht wüssten, was man dagegen tun kann“, erinnert sich Hartmut Steeb. „Ab drei Kindern war man asozial, ab sieben wurde man exotisch. Wenn die Leute neben einem anfingen, die Kinder zu zählen, war es auch lustig.“ Viele kennen Steeb als langjährigen Generalsekretär der gesamtdeutschen Evangelischen Allianz, aus seinem Engagement in der Lebensrechtsbewegung, der Jugend- und Missionsarbeit, als Prediger in evangelischen Kirchengemeinden oder durch seine unzähligen anderen kirchlichen und ehrenamtlichen Tätigkeiten. Neben all diesem Engagement haben er und seine Frau, die im November letzten Jahres „in die himmlische Heimat umgezogen“ ist, zehn Kinder im Altersabstand von insgesamt 20 Jahren und 22 Enkel. Ihr Hochzeitswort aus der Heiligen Schrift und Lebensmotto lautete: „Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen.“
Das Familienleben der Steebs macht deutlich, welche gesellschaftliche Bedeutung Großfamilien mit klassischer Rollenverteilung haben können, wenn beide Eltern sie als Berufung leben. Angelika und Hartmut Steeb haben nicht nur die eigenen Kinder erzogen und auf das Leben vorbereitet, sondern zugleich einen Ort geschaffen, an dem unzählige Menschen jeglichen Alters Gemeinschaft und gelebten Glauben erfahren konnten und junge Menschen Antworten auf ihre Fragen und Nöte erhielten. „In der Bibel gibt es den Begriff der Familie nicht“, sagt Hartmut Steeb. Da gebe es Mütter und Väter, Schwestern und Brüder, außerdem Knechte und Mägde, also Hausgemeinschaften. Familie komme vom lateinischen Begriff famulus und bedeute Diener. Die Familie sei also eine von Gott geschenkte Dienstgemeinschaft, in der einer dem anderen diene.
Zwei Mietwohnungen übereinander
Als die Steebs 1975 heirateten, waren beide 21 Jahre alt. Sie hatten keine Vorstellung, wie viele Kinder sie sich wünschten, klar war nur: „Es sollen mehr als eins sein!“ Angelika Steeb hatte vor ihrer Hochzeit ein Haushaltsjahr in einem christlichen Freizeit- und Kindererholungsheim gemacht, dort anschließend noch eineinhalb Jahre gearbeitet und schließlich eine Krankenpflegeausbildung absolviert, Hartmut Steeb war bereits Kirchenbeamter der evangelischen Landeskirche in Württemberg. Das Paar mietete eine Wohnung an einer Hauptverkehrsader in die Stuttgarter Innenstadt. Als diese 1980, nach dem dritten Kind, zu klein wurde, zogen sie ein paar Straßen weiter in eine Fünf-Zimmerwohnung und verbrachten dort den Rest ihres Lebens. Zwei Jahre später bot sich ihnen die Gelegenheit, eine zweite Fünf-Zimmer-Wohnung im Erdgeschoß desselben Hauses zu mieten. Einzelne Zimmer wurden zunächst vermietet, später als Büro der Evangelischen Allianz genutzt. Ein Zimmer nutzen die Steebs als Gästezimmer. Als die Familie noch größer wurde, zogen einige der älteren Kinder nach unten.
Wie managt man so viele Kinder und einen so großen Haushalt? „Das ist ganz einfach“ sagt Hartmut Steeb. „Man lebt einfach. Wir hatten keine Organisationssysteme. Man kommt ja nicht an und hat zehn Kinder und muss dann überlegen, wie man das macht, sondern es kommt ja immer nur eines dazu. Im Verhältnis wird es immer leichter. Von null auf ein Kind wird das ganze Leben umgekrempelt. Da ist nichts mehr, wie es vorher war. Der Rhythmus wird durch das Kind bestimmt. Bei zwei Kindern ist das ein Zuwachs von 100 Prozent, bei drei Kindern dann nur noch ein Zuwachs von 50 Prozent. Der Zuwachs wird immer geringer. Es spielt sich ein.“
Man kann Kindern nichts beibringen, was man selbst nicht hat
Angelika Steeb hat mit der Geburt des ersten Kindes ihre außerhäusliche Berufstätigkeit aufgegeben. Da ihr Mann jahrelang beruflich viel auf Reisen war und zudem zahlreiche ehrenamtliche Verpflichtungen übernommen hatte, hat sie mit gelegentlicher Unterstützung durch Verwandte, Freunde oder Praktikanten die Hausarbeit weitgehend allein gestemmt. Eine Haushaltshilfe oder ein Kindermädchen hatten die Steebs nie. Sobald die Kinder groß genug waren, erledigten auch sie kleine Aufgaben im Haushalt.

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