Veröffentlichte Informationen der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein
Grundlagen: Cannabis sativa gehört zur Familie der Hanfgewächse, die mehrere psychoaktive Wirkstoffe enthält. Im medizinischen Bereich ist die Verwendung von Cannabis in Form von getrockneten Blüten oder Extrakten in standardisierter Qualität üblich. Die beiden bekanntesten Cannabinoide sind das berauschend wirkende Tetrahydrocannabinol (THC) und das weniger berauschend wirkende Cannabidiol (CBD).
Die wichtigsten therapeutischen Wirkungen von Cannabis sind Schmerzlinderung, Angstlösung, Beruhigung, Entzündungshemmung, Antiemese und Appetitanregung. Cannabis hat ein signifikantes Nebenwirkungspotential und kann z.B. Benommenheit, Schwindel, Gedächtnisprobleme, Angstzustände und Paranoia verursachen. Der Missbrauch von Cannabis kann negative Auswirkungen auf die körperliche und geistige Gesundheit haben, insbesondere bei jungen Menschen.
Die Verordnung von Cannabis auf einem Privat- oder Kassenrezept ist seit dem 09. März 2017 unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Cannabis in Form von getrockneten Blüten oder Extrakten in standardisierter Qualität und als Arzneimittel mit synthetisch hergestellten Cannabinoiden kann für Versicherte mit einer schwerwiegenden Erkrankung unter bestimmten Voraussetzungen auf einem Betäubungsmittel-Rezept zu Lasten der Krankenkasse verordnet werden. In Nordrhein wurden im Jahr 2022 für 4.500 Patienten cannabinoidhaltige Arzneimittel für insgesamt 12 Mio. Euro verordnet. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte führte mit Einführung der Cannabisverordnungen eine jetzt bereits abgeschlossene Begleiter-hebung durch: Die Diagnose Schmerz ist häufigster Grund für die Behandlung der jeweiligen Patientinnen und Patienten.
Medizinische Aspekte zu Cannabis als Einstiegsdroge: Als legale Drogen verstehen wir im allgemeinen Stoffe, die Auswirkungen auf die Psyche haben wie z. B. Alkohol oder Koffein. Illegale Drogen sind Substanzen, die zu schwerer psychischer oder körperlicher Abhängigkeit und bei längerem Konsum zu Schäden in beiden Bereichen führen. Hierunter zählen neben Amphetaminen und Ecstasy z. B. Cannabis. In Deutschland ist Cannabis, die am häufigsten illegal konsumierte Droge. In den letzten 12 Monaten haben 7,1% der 18-bis 64-jährigen Erwachsenen und 8% der 12- bis 17jährigen Kinder und Jugendlichen (Prof. Thomasius, Sucht-Aktuell_Zeitschrift des Fachverbandes Sucht e. V., Prof. Dr. Rainer Thamasius; 12_22; S. 4-10.) in Deutschland Cannabis konsumiert. Einen klinisch relevanten Konsum haben ca. 1% der Frauen und 1,4% der Männer. „Circulus vitiosus“ zwischen Konsum und Abhängigkeit: Wenn ein Suchtmittel konsumiert wird, führt dies i. d. R. zu Dopamin Ausschüttung und einem Glücksgefühl. Zur Aufrechterhaltung dieses Gefühls wird immer mehr konsumiert. Treffen mehrere Kontextfaktoren aufeinander, ist die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung einer Abhängigkeit am größten. Gelegenheitskonsum ist deutlich ungefährlicher als regelmäßiger täglicher Konsum.
Besondere Risikofaktoren: Es gibt Studien, die belegen, dass ein Einstieg zwischen 14 und 16 Jahren andere Konsequenzen hat, als wenn Erwachsene mit dem Konsum beginnen. Dies liegt möglicherweise an dem noch nicht ausgereiften Gehirn. Menschen, die bereits eine Depression haben, entwickeln eher eine Abhängigkeit als solche, die vor dem Konsum keine hatten. Ein instabiles soziales Umfeld, oder ein solches in dem bereits Konsumverhalten von den Erwachsenen gelernt werden konnte, führt eher zur Abhängigkeit als ein stabiles Umfeld.
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