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Stiftung Familienwerte

Der „Gender-Hype“ als Kulturmarxismus

Von Josef Kraus



"Ein Gespenst geht um in Europa - das Gespenst des Kommunismus.“ Das ist der Einleitungssatz des von Karl Marx und Friedrich Engels 1848 zunächst anonym veröffentlichten „Kommunistischen Manifests“. Oje, könnte man sagen, das ist seit 1990 ein alter Hut. Nein, es ist kein alter Hut. Der große Publizist Joachim Fest sollte Recht behalten, als er 1993 schrieb, der Kommunismus möge im Moment zusammengebrochen sein, aber er werde bald zu neuen Fantasiereichen aufbrechen.

Ja, das tut der – als Kulturmarxismus, der Politik, Medien, „Wissenschaft“ und Bildung durchdringt. Antonio Gramsci (1891 – 1937), der „große“ Begründer des Kulturmarxismus, wollte genau dies. Nämlich dass das christlich-abendländische Menschen-, Familien- und Gesellschaftsbild klammheimlich zertrümmert werde.

Nun metastasiert der Kommunismus als eine Art rosa Kulturmarxismus durch die westliche Welt: als „Gender Mainstreamings“ und als Ideal von „Regenbogenfamilie“. Die Familie war ja schon Karl Marx ein Hort des zu brechenden Widerstandes gegen staatliches Regime. Ab den 1990er Jahren kam die „Gender“-Ideologie hinzu. Ihr zufolge sei sexuelle Identität ein Akt der Selbstdefinition und keine Frage der Biologie. Dass Gott den Menschen nach seinem Ebenbild, und zwar als Mann und Frau, geschaffen hat, zählt hier nicht. 60 frei wählbare sexuelle Identitäten listet die „Gender“-Lobby mittlerweile auf. Denn, so heißt es, der Mensch müsse von seiner „Zwangsheterosexualität“ emanzipiert und „entpatrifiziert“ werden, er solle seine sexuelle Identität nach Belieben festlegen können. Politik, Medien, auch maßgebliche Teile der Kirchen, der „Wissenschaft“ und zahlreiche Lobby-NGOs arbeiten fleißig daran. Die „Ampel“-Koalition strickt an dieser Transformation. Sie will das bisherige „Transsexuellengesetz“ mit einem „Selbstbestimmungsgesetz“ ersetzen. Danach könnte jeder seinen Geschlechtseintrag durch einen Sprechakt ändern und mit vollendetem vierzehnten Lebensjahr Kinder gegen den Willen der Eltern über eine hormonelle und operative Anpassung an das Gegengeschlecht entscheiden.

Bei all dem kann sich die Genderpolitik auf zwei fördernde Einflüsse verlassen. Erstens findet diese „Gender“-Politik weitgehend im Verborgenen, vor allem im Windschatten von „Ukraine“ und „Corona“ statt. Und zweitens kann sich die Politik der sehr aktiven Unterstützung selbst der öffentlich-rechtlichen Medien (ÖR-Medien) sicher sein.

Nun haben endlich und immerhin namhafte 120 Fachleute als Erstinitiatoren den Mut gefunden, die sexualisierende öffentlich-rechtliche Indoktrination unserer Heranwachsenden anzuprangern. Soeben wurde ein 50-seitiges Dossier veröffentlicht, mit dem renommierte Fachwissenschaftler und Fachärzte gegen diese Indoktrination angehen. Die Initiatoren haben sich zahlreiche ARD/ZDF-„Produkte der letzten vier Jahre dazu angesehen. Unter anderem die Sendung „Quarks“ des „Wissenschaftsjournalisten“ Ranga Yogeshwar (WDR), verschiedene ZDF-Sendungen und die „Sendung mit der Maus“ (WDR) und zahlreiche andere mehr

Greifen wir drei eigens von uns recherchierte Beispiele heraus:

1. In der „Sendung mit der Maus“ (WDR) erklärt eine Katja (vormals Erik) sieben Minuten lang, was es bedeutet, „trans“ zu sein. „Wie aus Erik Katja wurde, das kann sie uns am besten selbst erzählen“, beginnt der Beitrag. Denn Katja wurde als Mann geboren. Doch früh merkte Katja, dass sie sich mit ihrem biologischen Geschlecht nicht identifizieren kann: „Man wird geboren mit männlichen Geschlechtsorganen, also mit einem Penis und weiß aber tief im Inneren, das ist man nicht. Ich bin eine Frau“, erklärt Katja. www.youtube.com/watch?v=-sahbI8O7OA

2. ZDF Logo zeigte am 9. Oktober 2021 den Transgender-Jungen Tim. Im Vorspann heißt es: „Der 13-jährige Tim ist transgender. Er wurde mit dem Körper eines Mädchens geboren, fühlt sich aber als Junge.“ https://ZDF.de/Kinder/logo/tim-transgender-junge-100.html

3. Um „nicht-binäre“ Menschen geht es ZDFneo im Mai 2022 in einer sechsteiligen „Instant-Dramaserie“. Die Vorankündigung liest sich so: „‘Becoming Charlie‘ erzählt von Charlies Suche nach Identität. Charlie fühlt sich weder als Frau noch als Mann. Doch was ist Charlie dann? Das Suchen und Finden der eigenen Nicht-Binarität katapultiert dabei nicht nur Charlie, sondern auch Charlies Umfeld aus der Komfortzone und rüttelt an scheinbar unumstößlichen Wahrheiten“. Siehe https://presseportal.zdf.de/pm/becoming-charlie/

Im übrigen finden Heranwachsende entsprechende Seiten „pro“ Geschlechtsumwandlung („Transition“, „Transgender“) problemlos. Allein auf Youtube gibt es rund 43.000 Videos dazu – auch die entsprechenden ARD/ZDF-Produkte.

Zurück zur aktuellen Initiative, die immerhin von einigen Zeitungen aufgegriffen wurde. „DIE WELT“ war am 1. Juni 2022 die erste. Siehe https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus239113451/Oeffentlich-rechtlicher-Rundfunk-Wie-ARD-und-ZDF-unsere-Kinder-sexualisieren.html

Hier nun einige der wichtigsten Aussagen aus einem 50-seitigen Dossier der besorgten Fachleute: www.evaengelken.de/aufruf-schluss-mit-der-falschberichterstattung-des-oeffentlich-rechtlichen-rundfunks/

Unter anderem schreiben die Kritiker:

„Wir Wissenschaftler und Ärzte fordern den öffentlich-rechtlichen Rundfunk auf, biologische Tatsachen und wissenschaftliche Erkenntnisse wahrheitsgemäß darzustellen. Wir fordern eine Abkehr von der ideologischen Betrachtungsweise zum Thema Transsexualität und eine faktenbasierte Darstellung biologischer Sachverhalte nach dem Stand von Forschung und Wissenschaft.

Wir, die Unterzeichner, beobachten als Wissenschaftler seit langem, wie sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk die Darstellungen der „queeren“ Transgenderideologie zu eigen macht und dabei naturwissenschaftliche Tatsachen leugnet.

Ausgangspunkt ist stets die Falschbehauptung, es gäbe nicht nur ein männliches und weibliches Geschlecht, sondern eine Vielfalt von Geschlechtern bzw. Zwischenstufen zwischen Mann und Frau. Der klar umrissene Begriff des Geschlechts, das die anisogame Fortpflanzung ermöglicht (Anisogamie = Vereinigung von weiblicher Eizelle und männlichem Spermium; JK) , wird vermengt mit psychologischen und vor allem soziologischen Behauptungen, mit dem Ergebnis, dass konzeptionelle Unklarheit entsteht.

Das Thema „Trans“ wird durch die Sendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks an Kinder und Jugendliche herangetragen mit dem Ergebnis, dass sich die Zahl der wegen Geschlechtsdysphorie behandelten Kinder und Jugendlichen in weniger als zehn Jahren verfünfundzwanzigfacht hat.“

Und dann folgt ein vernichtendes Urteil über den - übrigens mit jährlich 8 Milliarden Euro pro Jahr mittels Zwangsgebühren alimentierten - öffentlich-rechtlichen Rundfunk: „In TV-Sendungen, Rundfunkbeiträgen und auf den Social-Media-Kanälen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wird dieser Trans-Hype geschürt und es wird der „Weg in den richtigen Körper“ als kinderleichter Schritt geschildert. Es geht um Mädchen, die sich chirurgisch Brüste und Gebärmutter entfernen lassen und um den Einsatz von Pubertätsblockern, die vorübergehend verhindern, dass sich die primären und sekundären Geschlechtsmerkmale entwickeln. Die möglichen, teils irreversiblen körperlichen und psychischen Folgen solcher Maßnahmen werden nicht geschildert.

Die Initiatoren kritisieren ferner, dass bei der ÖR-Berichterstattung gezielt Behauptungen von Queer-/Trans-Lobbygruppen verbreitet werden, nämlich dass man das biologische Geschlecht wechseln könne, indem man sich sozial als dieses Geschlecht identifiziere. Die Analyse der Fachwissenschaftler und Fachärzte mündet sodann ein in eine heftige Kritik an einer ÖR-Praxis, die mit journalistischer Informations- und Sorgfaltspflicht sowie Ausgewogenheit wenig zu tun hat. Vor allem appellieren die Initiatoren an die Intendanten und die Rundfunk- und Fernsehräte, ihre Kontrollpflicht im Sinne des ihnen gesetzlich vorgegebenen Rahmens ernstzunehmen.

Man könnte auch sagen: Es grenzt an Kindesmissbrauch, gerade Heranwachsende inmitten ihrer pubertären Identitätssuche zu verunsichern und ihnen mit „Transgender“ vermeintlich simple, aber irreversible und traumatisierende Lösungen aufzudrängen.

Übrigens: Der „Gender- bzw- Transgender-Hype tobt sich mittlerweile auch pädagogisch aus: „Genderpädagogik“ gibt es seit 2017 in Berlin als 140 Seiten starke Kita-Handreichung (2017). Der Titel: „Murat spielt Prinzessin, Alex hat zwei Mütter und Sophie heißt jetzt Ben“. Darin findet sich das Kapitel „Ich bin nicht Emil, ich bin Charlotte“

Und leider mischen Teile der Kirchen mit. Jüngstes Beispiel: der 102. Katholikentag in Stuttgart von Ende Mai 2022 in Stuttgart. Die geringe Zahl an diesmal nur noch 27.000 Teilnehmern (früher waren es rund hunderttausend) hatte die Auswahl unter 1.500 Veranstaltungen. Unter diesen 1.500 Veranstaltungen hatten 65 mit Gender und Co. zu tun. Etwa Foren mit folgenden Titeln: „Jesus liebt Trans*“ oder „Johannesevangelium queer gelesen“. Kein Wunder, wenn Kommentatoren sich Gedanken machen, ob Maria und Josef in einer offenen Patchwork-Beziehung gelebt hätten und die Zeugung Jesu ohne Penetration, also „antipatriarchal“, geschehen sei. Siehe www.welt.de/debatte/kommentare/article239075005/Katholikentag-und-Gender-Rhetorik-Gott-ist-groesser-als-Genitalien.html Indes war der jüngste Katholikentag nicht der erste Schwenk von „Katholen“ (die Evangelische Kirche ist hier ohnehin weit voraus) in Richtung „Gender“. Das Bistum Hildesheim etwa hatte am 11. Juni 2021 eine Fibel „Geschlechtersensible Sprache“ herausgegeben. Siehe www.bistum-hildesheim.de/bistum/nachrichten/artikel/news-title/bistum-veroeffentlicht-handreichung-zu-geschlechtersensibler-sprache-27676/ Und die Katholische junge Gemeinde (KjG) möchte seit April 2022 zukünftig „Gott+“ (ist Gott tot?) schreiben, der Bund Deutscher Katholischer Jugend hatte bereits Monate zuvor mit der Schreibweise „Gott*“ sympathisiert. Siehe www.tichyseinblick.de/meinungen/die-jungen-katholen-lassen-gott-sterben-gott-ist-jetzt-gott/

Und dann die „LSBTIQ“-Lobby (LSBTIQ = Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender, Intersexuelle und queere Menschen): Sie ist bestens vernetzt. Dass in Deutschland NGOs (mit)regieren, wird hier offensichtlich. Deshalb müssten NGOs (Non-Governmental Organisations) korrekterweise GO (Governmental Organisations) heißen. NGOs seien dem Staat nicht unterstellt, betont man. Doch gewinnt man den Eindruck, dass NGOs ganz offiziell mitregieren.

Zudem sitzt im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ; Ministerin ist seit 25. April die „Grüne“ Lisa Paus) ein Parlamentarischer Staatssekretär, der seit 5. Januar 2022 zugleich „Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt (Queer-Beauftragter)“ ist: Sven Lehmann (42; „Grüne“). Auf Dating-Seiten gibt sich der Herr Staatssekretär als Hedonist, Homosexueller in einer offenen Beziehung mit Freiräumen und als Feminist. Er tritt ein für Regenbogenfamilien, durchaus mit vier sorgeberechtigten Vätern oder Müttern. Und er tut auf Facebook kund: „Welches Geschlecht ein Mensch hat, kann kein Arzt von außen attestieren.“ Wenn eine Mutter ihm in Alice Schwarzers Magazin „Emma“ in einem offenen Brief ihre Sorge um das neue Selbstbestimmungsgesetz versucht nahezubringen, dann haut Sven Lehmann verbal zurück: Der Brief der Mutter strotze „nur so vor Queer-/Transfeindlichkeit, Homophobie, Adultismus und elterlichem Machtgehabe“ und könne von „transphoben, evangelikalen Christ*innen oder bürgerlichen Faschos“ stammen. Siehe https://jungefreiheit.de/kultur/gesellschaft/2022/faschos-queer-beauftragter-beschimpft-besorgte-mutter/

Das ist Kulturmarxismus inklusive eines entsprechenden „Instrumentenkastens“: Wenn jemand gegen den „woken“ Mainstream argumentiert, wird er sofort mit Vorwürfen zugeschüttet, die als Ingredienzien das sattsam bekannte Gebräu enthalten aus: homophob, xenophob, rächts, NAZI... So schlicht und einfach ist das Weltbild der nunmehr Herrschenden.

Josef Kraus, Jahrgang 1949, Dipl.-Psychologe, Gymnasiallehrer, bis 2015 Oberstudiendirektor eines bayerischen Gymnasiums, 1987 bis 2017 Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Kolumnist und Erfolgsautor

















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